26.01.2011

Lake District




Ich habe auf meiner Reise viele Dinge gesehen, vom bolivianischen Dschungel, zu schneebedeckten 6000ern, von der Atacamawueste bis zum zweitgroessten Canyon der Welt. Oder der eisbedeckte sechste Kontinent Antarktis. Aber nichts hat mich auf die unbeschreibliche Schoenheit des Lake Districts Chiles und Argentiniens vorbereitet.

Unzaehlige Seen, ihre Betten geformt von den Gletschern der letzten Eiszeit, eingebettet in die lieblichste Landschaft, die man sich vorstellen kann: umgeben von Vulkanen, ewigen Waeldern, schroffen Felsen. Und trotz Tourismus so duenn besiedelt. Wo man in der Schweiz von beinahe jedem Punkt aus eine SAC-Huette, ein Bergrestaurant, eine Tafel, einen Zug, eine Gondelbahn, ein hupendes Postauto etc sieht, ist hier unten der Begriff der Weite Wirklichkeit. Und ich habe die Zivilisation kaum verlassen. Es gaebe noch so viel zu entdecken!

Von Bariloche (Schwesterstadt St. Moritz :-) aus machten Erich und ich Tagesausfluege zu Llao Llao (heisst auf Mapuche suess-suess), zum Refugio Lopez, zur Colonia Suiza, oder dann San Martin de los Andes. Einfach nur atemberaubend. Heute habe ich Kajak ausprobiert. Ein supertolles Gefuehl, ueber das Wasser zu gleiten, das Plaetschern des Paddels zu hoeren, die Gegend aufsaugen zu koennen, und all das mit Muskelkraft. Oh ja, ich spuere meine Oberarme. Nein, denkt sich vielleicht manch ein Leser, gekentert sind wir nie. Wir, das waren ein Maedel aus Buenos Aires und ich. Im Zweierkanu.

Perito Moreno



Wegen Streiks in Chile (ja, richtig gelesen: Chile, nicht etwa Bolivien oder Peru, sondern der suedamerikanische Musterknabe) mussten Erich und ich unser Programm aendern, und per Flugzeug von Feuerland nach El Calafate reisen, was eigentlich gar nicht auf unserem Programm stand. Aber in Unweite dieses Staedtchens ist der immens grosse Gletscher Perito Moreno, und der steht, soviel kann ich nun sagen, nicht zu unrecht auf jedem Argentinien-Touri-Reiseplan.

Es war saukalt, windig und nass, aber das Spektakel der haeufigen Gletscherabbrueche ("chaubere") ist es allemals wett. Das machte uns die schlappen 20 Franken Eintritt in den Nationalpark, und die herdenartig Abfertigung vergessen. Eigentlich schon interessant, denn in den meisten Fotos versucht Mann/Frau ja, alle anderen Touris und Infrastrukturbauten unter Anwendung geschickter Tricks ("Schatz, noch einen Schritt nach links", und dann murren, wenn sich bei der Sichtung zu Hause offenbart, dass sich doch noch ein Japaner unbemerkt ins Bild geschlichen hat) auszublenden.
So muss man sich bei den Bildern oben die Touristen hinzudenken (gut, an einem solchen Tag wie dem unseren waren es vergleichsweise wenige), und das Wetter auch.
Aber kein Foto kann die schiere Groesse des Gletschers abbilden:
  • 250 km2 Flaeche

  • 30km lang

  • nur einer von 48 Gletschern, die vom suedpatagonischen Eisfeld genaehrt werden.

  • Er und zwei weitere patagonische Gletscher trotzen der Erwaermung aus bisher noch unbekannten Gruenden und wachsen munter weiter.
  • benannt nach Francisco Moreno, einem Entdecker und Pionier Patagoniens

Antarktis (10d)






Bilder sagen mehr als Worte. Hier meine Eindruecke auf den Fussspuren von Amundsen, Scott, Shackleton - wenngleich ich's ungleich gemuetlicher hatte als diese Jungs.

(Danke an Erich fuer die Fotos.)

Torres del Paine (5d)





Es ist ja immer gut, die Erwartungen tief zu halten. So koennen manche Enttaeuschungen umschifft werden. An den Torres del Paine Nationalpark hatte ich jedoch grosse Erwartungen, schliesslich traeume ich seit ueber 10 Jahren davon, einmal diesen Nationalpark zu sehen. An das patagonische Wetter, hingegen, hatte ich nur die Erwartung, dass der Wind mir das Zelt nicht wegblaest. Fertig.

Also, wie war es denn nun? Torres del Paine war noch schoener als erwartet, die landschaftliche Vielfalt, die Torres, die Anordnung von Taelern, Gletschern, Seen, Waeldern, Baechen und Fluessen ist so schoen, dass das ganze aussieht, wie in Sim City erbaut worden zu sein.

Das Wetter war unpatagonisch schoen. Nur einmal in der Nacht einige Regentropfen. Sonst Sonnenschein, Sonnenbrand, und ja, einmal, im Valle Frances, Wind. So macht Wandern besonders Spass, wenn es einem nicht in die Suppe regnet, das Wasser in der Wasserflasche im Zelt einfriert (so in Peru geschehen), oder der Regen sintflutartig auf das Zelt niederprasselt (dito).

Die Gesellschaft machte schliesslich eine ohnehin schoene Wanderung unvergesslich. Mit meinem guten Freund Erich und mit Katri, einer estnischen Reisebekanntschaft, hatten wir 5 wunderschoene Tage. Und Erich und ich merkten, aus welchem Holz unsere Mitwanderin (gibt's dieses Wort ueberhaupt?) geschnitzt war. Erich fand fuer sie den perfekten Uebernamen: Duracell. Wieso? "Duracell laeuft, und laeuft und laeuft ...".

Die Tage waren lang, die Naechte kurz und dank Tagesaktivitaet konnte ich so gut schlafen wie noch zuvor nie beim Wandern.
Sogar die Torres, die sich meist hinter Nebel verstecken, waren sichtbar.

Drum: Todo es posible en la Patagonia.