08.10.2010

Huayna Potosi (6088) oder wo ist hier der Sauerstoff?

Der einfachste Sechstausender der Welt. So wird der Schneeberg Huayna Potosi (6088) in La Paz den Touristen verkauft. Waere doch schon was, mal auf einem Sechstausender zu stehen, und sich ein bisschen wie Reinhold Messner zu fuehlen. Gedacht, getan. Los gings mit einem Minibus bis ins Basislager auf ca 4600 Metern. Dort Material gefasst (Steigeisen, Eispickel, warme Hosen, Gaiters, Helm etc), dann zu Fuss ueber Geroell dem Gletscher nach ins Hochlager auf 5200 Metern. Dort fein gegessen (die besten Spaghettis in ganz Suedamerika), den Sonnenuntergang genossen, und am Folgetag um 2 Uhr nachts los. Geschlafen hatte ich gar nicht. Ich hatte auf dieser Hohe bereits das Gefuehl, nicht genuegend Luft zu bekommen. Die Vorfreude war dann aber so gross, dass es endlich losging, so dass ich die Muedigkeit gar nicht merkte. Mit mir unterwegs Dany und ein bolivianischer Bergfuehrer. Mit Steigeisen und Stirnlampe und angeseilt auf dem Gletscher im Zickzack hoch, links die flackernden Lichter der Grossstadt La Paz. Teilweise Kletterstellen wegen Gletscherspalten, immer wieder ein Rumoren des Gletschers unter meinen Fuessen. Ueber und um uns ein sternenuebersaeter Sternenhimmel, die Milchstrasse sichtbar wie noch selten zuvor. Ich dachte an diese Zeilen von Pablo Neruda, als wir langsam hochstiegen: "La noche está estrellada, y tiritan, azules, los astros, a lo lejos. El viento de la noche gira en el cielo y canta." Der Aufstieg war unermuedlich, es wurde immer anstrengender, nur die gefuerchteten Kopfschmerzen setzten nicht ein. Ich war guten Mutes. Auf ca 5600 wurde es dann ziemlich ploetzlich richtig anstrengend, ich musste mehrere Pausen beim Berfuehrer erbitten ("vamos, vamos", sagte er nur immer ein Liedchen pfeifend. Er hatte die Besteigung schon weit ueber hundert mal gemacht). Ok, die Erkaeltung, die mich immer noch plagte, und der nie endende Husten, machten den Aufstieg nicht einfacher. Ploetzlich war da diese unglaubliche Muedigkeit, und die vemehrten Kurzpausen brauchten nicht die erhoffte Erholung. Ich forcierte weiter, musste dann aber auf 5850 schliesslich eingestehen, dass ich unter der aktuellen Verfassung die Besteigung nicht schaffen konnte. Zudem waere nach dem Aufstieg am selben sofort auch noch der Abstieg ins Basislager zu bewaeltigen gewesen, was auch wieder einige Stunden in Anspruch naehme. Ich entschied mich schliesslich, auf die anderen beiden zu warten, und nicht mehr weiter hoch zu steigen. Die Entscheidung fiel mir erstaunlich leicht, denn ich war so muede, dass ich wirklich nicht mehr weiter konnte. So wurde ich nach einigen Minuten an der Kaelte (ca -5 Grad) mit einem spektakulaeren Sonnenaufgang belohnt, umgeben von wunderschoen geformten Eisstrukturen. Nach ca 2 Stunden waren Dany und der Bergfuehrer nach einer erfolgreichen Besteigung wieder bei mir, und wir nahmen den Abstieg in Angriff. Nun, bei Tageslicht, wurde erst richtig ersichtlich, wie steil der Aufstieg war, und wie exponiert manche Kletterstelle war. Total uebermuedet, aber dennoch gluecklich, kamen wir schliesslich im Basislager an. Ich weiss nicht, ob dies der einzige 6000-Versuch bleiben wird. Aber jedenfalls habe ich nun noch viel mehr Achtung vor all den Bergsteigern, die 8000 wie den Everest ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff besteigen. Chapeau!

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