29.11.2010
Gauchos Argentinos
2 unbeschreibliche Tage in den Huegeln oberhalb von Salta, mit vielen Ausritten (davon Galopp!!!), viel Yerba Mate, viel und feines Asado (BBQ), viel Rotwein, gute Gesellschaft, Abends Lieder gesungen, die Estancia (Gehoeft) war bis vor 50 Jahren ein Nonnenkloster. Viva la vida gaucha!
25.11.2010
Auf den Spuren der Williners (Teil 2)
Immigration war einer der Motoren, die den Uebergang vom traditionellen zum modernen Argentinien vorantrieb. Ohne die Immigration, hauptsaechlich von Europa zwischen 1880 und 1914, kann das heutige Argentinien nicht verstanden werden. Keine andere Einwanderungswelle war so bedeutend wie die europaeische. Waehrend mehr als 70 Jahren beispielsweise war 60% der Bevoelkerung von Buenos Aires europaeischen Ursprungs. Die meisten davon waren junge Maenner, die die Armut und Perspektivlosigkeit nach Suedamerika getrieben hatte, und die neben Zielstrebigkeit und Traeumen etwas bedeutendes aus ihrer Heimat mitbrachten. Wissen aus Agrikultur, Viehzucht und Handwerk.
Einer davon war mein Vorfahre Josef Maria Williner aus dem Walliserdorf Graechen. Er verliess als junger Mann seine Heimat, um im fernen Argentinien sein Glueck zu versuchen. Mit harter Arbeit, Fleiss und Glueck gelang es ihm nach und nach, eine grosse Farm aufzubauen.
Mehr als 100 Jahre spaeter kann ich in den argentinischen Supermaerkten die Fruechte seiner Arbeit sehen. Kaese, Milch und andere Milchprodukte der Williner-Hausmarke Ilolay sind omnipraesent. Und ueberall steht, etwas versteckt zwar, der rote Williner Schriftzug. Zwar habe ich nichts dazu beigetragen, aber es erfuellt mich doch mit Stolz, meinen Familiennamen hier unten zu sehen. Etwas Heimat im fernen Argentinien.
Einer davon war mein Vorfahre Josef Maria Williner aus dem Walliserdorf Graechen. Er verliess als junger Mann seine Heimat, um im fernen Argentinien sein Glueck zu versuchen. Mit harter Arbeit, Fleiss und Glueck gelang es ihm nach und nach, eine grosse Farm aufzubauen.
Mehr als 100 Jahre spaeter kann ich in den argentinischen Supermaerkten die Fruechte seiner Arbeit sehen. Kaese, Milch und andere Milchprodukte der Williner-Hausmarke Ilolay sind omnipraesent. Und ueberall steht, etwas versteckt zwar, der rote Williner Schriftzug. Zwar habe ich nichts dazu beigetragen, aber es erfuellt mich doch mit Stolz, meinen Familiennamen hier unten zu sehen. Etwas Heimat im fernen Argentinien.
19.11.2010
"Ha geng e chli Stoub uf dr Lunge" oder hinab in Dantes Inferno
Der Cerro Rico, der reiche Berg, der ueber Potosi thront, besiegelte zugleich den Reichtum der Conquistadores, und das Elend der Indigenen. Potosi, im Sueden Boliviens gelegen, wurde durch die Silbervorkommen begruendet. Im fruehen 17. Jahrhundert war Potosi eine der groessten Staedte der Welt. Die Legende sagte, dass mit den Silbervorkommen aus Potosi eine Bruecke von Potosi bis Spanien haette gebaut werden koennen. Den Preis bezahlten schaetzungsweise 8 Millionen Indigene, die in den Minen ihr Leben lassen mussten, weil sie unter unmenschlichen Bedingungen zu Fronarbeit gezwungen wurden.
Heute ist Potosi eine Sehenswuerdigkeit: Unesco Weltkulturerbe. Zudem koennen die Minen besuchte werden. Mit Helm, Hosen, Lampe, Jacke, Stiefel ausgeruestet wie ein Mineur, gings los. Hinab zu Dantes erstem Kreis der Hoelle. Balken biegen sich unter der Last des Berges, ab und zu schieben Mineure von Hand die 1 Tonne schweren Schubkarren (Grubenhunde) mit Silber angereichertem Gestein ans Freie. Der Duft von Dynamit liegt in der Luft. Wir kriechen, klettern, buecken uns, um durch das unterirdische Labyrinth zu gelangen. Die Mineure sehen erbaermlich aus, ihre Lebenserwartung ist tief, Alkohol, Koka und Zigaretten sind der taegliche Freund. Die Mineuere leben in der Gegenwart, erklaert uns unser Fuehrer, selber ehemaliger Mineur. Haben sie Geld, so verprassen sie es, geniessen den suessen Augenblick, der sie aus dem harten Alltag fuer eine Weile entfliehen laesst. Ein Mineur, den ich auf 50 Jahre schaetze, ist gleichalt wie ich. Wir schenken Dynamit, den man in Bolivien einfach so kaufen kann, Kokablaetter, Alkohol (96 Prozent). Die Mineure sind verschlossen, kauen Koka, trinken den Alkohol, und vergessen nicht, vor jedem Schluck Pachamama, der Erdmutter, und Tio (dem gehoernten Teufel) einen Tropfen zu schenken. Schliesslich haengt davon ihr Leben, und ihr Glueck ab.
16.11.2010
When in Rome, do as the Romans do
Es gibt Dinge, die ich beim Reisen erlebe, die es nicht in einen Blogartikel schaffen. Nicht etwa, weil sie nicht berichtenswert waeren - im Gegenteil - sondern weil sie nicht the big picture, sondern den Alltag im Kleinen zeigen. Zeit also, einige meiner wiederkehrenden alltaeglichen Erkenntnisse ueber das Leben in Suedamerika festzuhalten:
- "Mami, i mues ga bisle": Weil man fuer die oeffentlichen Toiletten bezahlen muss, ist die Toilette (el baño) generell dort, wos grad gaebig geit. Insbesondere fuer Kinder. Man stelle sich vor: Bahnhofstrasse Zuerich, Samstagnachmittag. Der kleine Fritzli muss pinkeln. Mami kniet nieder, zieht dem Kleinen die Hosen herunter, und der pullert in den naechsten Abfluss. Vor all den Leuten. So gesehen mehrfach, z.B. in La Paz.
- No television -> muchos bebes. Noch nie habe ich so viele Kleinkinder gesehen. So viele junge Muetter. Insbesondere in den laendlichen Gegenden, und besonders im Dschungel, sind 10-15 Kinder pro Familie keine Seltenheit. Ein Einheimischer meinte scherzhaft: "no television, muchos bebes."
- "Nume istige, es het no fuer eis Platz": Wieivele Erwachsene passen in einen normalen PW? Offiziell sind es bekanntlich 4-5. Ach wo. Meistens sind es in den Gemeinschaftstaxis 9 (3 vorne, 4 auf dem Ruecksitz, und 2 im Kofferraum; nicht mitgezaehlt sind Kleinkinder).
- Anschnallen?!? Wofuer soll das gut sein? Ueber das Sicherheitsverstaendnis: Sicherheitsgurte sind fuer die Suedamerikaner wohl einfach eine sinnlose Dekoration, den sich die Herren Honda und Toyota erlauben. Wozu soll das gut sein, fragt man sich hier unten. Helme tragen auf Motorfahrraedern? Haeh? Eigenlich passieren wenige Unfaelle. Wie die allerdings ausgehen, moechte ich nicht wissen. Man muss sich anpassen: Ich sass auch schon hinten auf dem Motorrad (in Flipflop, kurzen Hosen, T-shirt bei 50km/h auf einer unasphaltierten Landstrasse), und wir ueberfuhren in kaum 20' einen Hund und streiften ein Huhn. Oder dann die Lastwagen, die in den kurvenreichen Strassen im Strassengraben landen. Voruebergekippt. Immerhin hatten die Glueck, wenn sie auf die Bergseite kippften, und nicht ins Tobel hinunter. Kein Wunder eigentlich, fahren die Bus- und Lastwagenchauffeure hier doch regelmaessig 20h am Stueck (von einer halbstuendigen Essenspause abgesehen. Was gibt's wohl zu essen? siehe oben).
- Alkohol, Freund der Suedamerikaner Nummer 1: Mehrere Frauen haben mir erzaehlt, wie ihr Mann dem Alkohol verfallen sei, und sie geschlagen wuerden. Selber habe ich erlebt, was ein erfolgreicher bolivianischer Abend ist: Fuer 7 Bolivianos (1 Franken) einen Liter reinen Alkohol kaufen, und den dann mit Wasser verduennen, und dann wird gebechert, bis die Flasche leer ist, und die Leber nicht mehr kann. Dazu droeht repetitive sauselnde bolivianische Musik aus den Lautsprechern.
- Of men and women: Alle Frauen, mit denen ich bisher gesprochen habe, beklagen sich ueber die Maenner. Sie seien untreu und luegnerisch. "Mujerierios!" Und ganz dem Klischee des Machos entsprechend, halten sie nicht viel von Gleichberechtigung. Aber auch das aendert sich langsam. Die jungen Frauen werden unabhaengiger, und erkaempfen sich langsam aber ihr Territorium.
- Papas Fritas und Chicken, the love that dare not speak its name: Kein Mahl, zu dem nicht fettige Pommes Frites (papas fritas) und Huhn serviert werden. Wenns dann noch Reis gibt, dann ist der meist so fad, dass man zuenftig nachsalzen muss. Kulinarisch kein Highlight. Von einigen traditionellen Speisen mal abgesehen. Was aber gar nicht geht, ist italienische Kueche. Auch die weiteste und nachsichtigste Definition von Pizza oder Spaghetti reicht nicht, um das zu beinhalten, was einem hier als Pizza oder Spaghetti serviert wird. Also besser gleich zum Chinesen gehen. Da ist es frisch, und man weiss was man kriegt: Huhn und Reis. Basta.
- Die Lautstaerke von Musik/Filmen ist dann optimal, wenn die Boxen vor lauter Laerm scherbeln.
- Fakes, wohin das Auge reicht: Wer hier einen CD oder DVD-Laden sucht, sucht vergeblich. Die koennten gar nicht im Geschaeft bleiben. Denn hier ist ALLES Raubkopie, das in kleien Marktstaenden angeboten wird. Der neuste Film aus Hollywood? Kein Problem. Fuer 1 Franken zu haben. Kleider machen hier keine Ausnahme.
15.11.2010
Auf den Spuren der Williners (Teil 1)
Ein entfernter Verwandter von mir, Erich Williner, lebt seit 44 Jahren in Bolivien, wo er als Priester taetig ist. Grund genug, um ihn besuchen zu gehen, und aus erster Hand zu erfahren, was er in diesen Jahren alles erreicht und erlebt hat. Erich Williner erinnerte mich sofort an meinen verstorbenen Grossvater: Das Lachen, der Walliser Dialekt, der Humor und seine kernige Art. "Blut ist ein ganz besonderer Saft", sagte Mephisto zu Goethes Faust. Stimmt. Ich sass meinem Verwandten zum ersten mal gegenueber, aber wir waren uns vertraut. Familie, eben. Es war ganz speziell, dies hier unten, im entfernten Bolivien, erleben zu duerfen.
Erich Williner hat in all diesen Jahren viel erlebt und aufgebaut: Ein Kollegium und Internat fuer die Kinder von Strafgefangenen, Wasserversorgung fuer die Aermsten der Armen im Dschungel, Spitaeler. Und auch in seinem fortgeschrittenen Alter denkt er nicht daran, aufzuhoeren. "Ma muess immer eppis schaffu", meinte er lapidar, als ich ihn darauf ansprach. Und er meinte das nicht mit gespielter falscher Bescheidenheit. Zur Zeit ist er daran, Werkstaetten fuer angehende Automechaniker, Schreiner, Coiffeusen, etc zu erbauen. Erich Williner ist ueberzeugt, dass die Ausbildung der beste Garant fuer eine stabile Zukunft ist. Ein Rundgang durch sein Lebenswerk zeigte mir, was Erich alles erbaut hat. Wohl nur er weiss ueber all die Rueckschlaege Bescheid. Und doch steht alles. Und alles sieht so professionell aus, als ob es in der Schweiz waere.
Wer Erich Williner unterstuetzen moechte, der kann dies hier tun:
PC-Konto 19-81-6
KONTO-Nummer: Z 0868.12.45 WKB Gampel
(E-Banking: Clearing-Nummer 765)
ONLY ONE WORLD
3925 Grächen
Mehr Informationen sind hier erhaeltlich: http://www.onlyoneworld.ch/projekt1.htm
Hier kommt das Geld wirklich zu denen, die es am noetigsten haben. Und wird nicht fuer teure traenendruesendrueckende Marketingkampagnen verwendet.
Zudem hatte ich die Gelegenheit, ein Spital im tiefsten Dschungel zu besichtigen, und dort ein paar Tage zu weilen. Ich sah die Bedingungen, unter denen die Menschen in Bambushuetten wohnen, die vielen Kinder, die schlechten hygienischen Verhaeltnisse. Der Arzt, mit dem ich auf Tour war, meinte "aqui, la vida no vale mucho" ("hier hat das Leben keinen grossen Wert"), denn kranke Kinder ueberlassen die meisten Eltern ihrem Schicksal. Es ist ja so einfach, ein neues Kind zu zeugen.
05.11.2010
El camino de la muerte (die Todesstrasse)
Wann hat man schon Gelegenheit, 3700 Hoehenmeter und 64 Kilometer auf einer beruehmt-beruechtigten und landschaftlich einzigartigen Strasse auf dem Mountainbike hinunterzusausen? Durch die subtropischen Yungas fuehrt die Todesstrasse auf unzaehligen Kurven, und teils seeehr nahe am Abgrund (bis zu 600m tief) entlang vom Pass "La Cumbre" unweit von La Paz nach "Coroico". Den Namen hat die Strasse, weil eine offizielle Statistik ergab, dass hier weltweit die meisten Menschen umkamen. Im Rekordjahr 1983 waren es alleine 320 Menschen. Zeuge davon sind unzaehlige Kreuze am Strassenrand. Inzwischen wird die Strasse allerdings weit weniger motorisiert befahren, ideal also fuer mutige Touris auf 2 Raedern. Dany und ich waren die einzigen Teilnehmer unserer Tour, und wir fuhren in einem zuegigen Tempo, da wir nirgends auf hoehenkranke Flachlandtouristen warten mussten. Die Vegetation ist sehr dicht, und die Berge und Taeler eindruecklich (wenngleich ich mich aus naheliegenden Gruenden vor allem auf die Strasse konzentriert habe). Ein einmaliges Erlebnis!
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