01.02.2011

Auf den Spuren der Williners (Teil 3): Brenda Williner



Als mein Grossvater Josef Williner (1911 bis 2001) in den 70er Jahren auf die Suchen nach seinen Vorfahren ging, die dem Walliserdorf Graechen den Ruecken gekehrt hatten, war er vor weitaus groessere Huerden gestellt als ich das war. Er wusste, dass die Spuren der Williners nach Argentinien fuehrten. Gemaess seinem Naturell zweifelte er jedoch keine Sekunde daran, dass ihm das Unterfangen gelingen wuerde, die Williner im weit entfernten Argentinien zu finden. Der Migros Klubschul Kurs Spanisch in Schnellbleiche war schnell gemacht (egal, dass er als Bauernjunge kaum die Schulbank gedrueckt hatte). In Buenos Aires sprach er Menschen auf der Strasse an, ob sie ihm helfen koennten, seine Verwandten zu lokalisieren. Hilfsbereite Menschen im Schweizerklub telefonierten fuer ihn, und sagten ihm, dass die Spuren nach Rafaela, in der Provinz Santa Fe, fuehrten. Dort wurde mein Grossvater dann auch standesgemaess empfangen. Er hatte den Gruendervater, Josef Maria Williner, noch persoenlich gekannt, was ihm Tuer und Tor oeffnete.

Ich hatte es weitaus einfacher. Dank der Vorarbeit meines Grossvaters, und der Hilfe Mark Zuckerbergs gelang es mir, mittels Facebook schnell den Kontakt zu den Williners in Argentinien zu finden. Schnell erschienen auf meine Anfrage, wer mir sachdienliche Hinweise geben koenne, unzaehlige Kommentare. Beispielsweise: Ja, dein Grossvater war bei meiner Mutter zu Hause in der Kueche, und unterhielt sich mit meinen Eltern auf Spanisch, das Woerterbuch in der Hand haltend. Ich musste schmunzeln, damals im Februar 2010, als ich diese Antwort las. Konnte ich mir doch meinen Grossvater bildhaft vorstellen. Strammes Rueckgrat, seine kernige Walliser Art, die Selbstsicherheit, und das vom Walliserdeutsch stark gefaerbte Spanisch.

Schliesslich kam ich in Kontakt mit der Erstellerin der Williner Website auf Facebook. Brenda Williner. Wir hatten daraufhin sporadischen Kontakt, der sich kurz vor meiner Abreise nach Suedamerika verstaerkte, und der mir nun hier, in Buenos Aires, einen unvergesslichen Abend bescherte.

Brenda Williner (23) enstammt vaeterlicher und mutterlicherseits von den Williner ab. Wobei ein Schuss Italien seitens der Grossmutter muetterlicherseits und etwas Deutschland die Mischung noch etwas verfeinerte. Sie wurde in Buenos Aires geboren, ihr Vater arbeitet, wie koennte es auch anders sein, in Rafaela in der Fabrik der Williner (siehe Artikel Auf den Spuren der Williners Teil 2). Brenda ist ein bildhuebsches Maedchen, Jurastudentin, begeisterte Tangotaenzerin (what else?). Sie spricht fliessend Englisch und Franzoesich, und ihr Traum ist es, dereinst mal vom Tango leben zu koennen.

Der Abend war unvergesslich schoen. Die Herzlichkeit war Argentinisch. Die Gastfreundschaft italienisch. Doch unvergesslich war es, weil die Argeninierin vis a vis von mir den selben Nachnamen hatte wie ich, und wir verwandt sind. Erneut kamen mir die Worte Mephistos in den Sinn. Ich wusste: Diesen Abend werde ich nie vergessen. Warum ist fuer uns Menschen die Genealogie so wichtig? Ist es, weil wir dadurch einen Augenblick die Unendlichkeit geniessen koennen, eine Vergangenheit haben und eine Zukunft vor uns sehen, auch wenn wir dereinst nicht mehr sind?

Es ist unmoeglich, das Gefuehl in Worte zu fassen. Wie damals in Bolivien bei Erich Williner (siehe Auf den Spuren der Williners Teil 1).

Brenda erzaehlte mir unter anderem, wie sie von ihrem Vater darauf getrimmt wurde, den Nachnamen richtig auszusprechen, wie oft sie schon hatte erklaeren muessen, dass sie Schweizer, und nicht US amerikanische Wurzeln habe (Williner, Williams, Wellington, ...). Dass sie die Schweiz bis jetzt noch nicht kenne, aber das Land hier unten einen guten Ruf geniesse. Sauberkeit, keine Korruption, Ordnung.

Bereits ist das Empfangskomittee in Rafaela bereit, meine Ankunft vorzubereiten. Wow. Schweizer Wurzeln hin oder her, da koennen wir Schweizer noch gehoerig was dazulernen. Naemlich, was Gastfreundschaft anbelangt!

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