13.02.2011

Mate: Elixir des Lebens



Es gibt Dinge, die ausserhalb der Schweiz niemand versteht. Beispiel Rivella. Oder Schwingen. Oder die Vorliebe fuer gutes Walliserbrot zum Zmorge.

Landestypische Verhaltensweisen, die im Ausland mit einem Stirnrunzeln oder zumindest mit Verwunderung wahrgenommen werden, gibt's in jedem Land.

Das Rivella Argentiniens, Paraguays, Uruguays, Suedchiles und Suedbrasiliens ist metaphorisch gesprochen der Mate. Mate ist eine Art Tee, die aus den getrockneten Blaettern des yerba (yerba wird SCHerba ausgesprochen) mate busches (llex paraguariensis) gewonnen wird. Mit heissem, aber nicht kochendem Wasser in einem Holzbecher (mate, wie das Gebraeu) aufgebrueht, und durch einen silbernen Strohhalm (bombilla, sprich: bombiSCHA) getrunken wird.

Der Gschmack ist bitter, kann aber mit Zucker etwas versuesst werden. Richtig spannend wird es aber erst, weil das Mate-Trinken so fest in den oben genannten Kulturen verankert ist, dass Mate-trinkende Menschen omnipraesent sind. Der Gaucho auf der Estancia in Salta, der Grenzbeamte, der zwischen den Passstempeln mal wieder einen Schluck Mate trinkt, die Feriengaeste am Strand, das alte Grosi in Montevideo auf der Parkbank, die Dorfjugend, die sich am Hauptplatz versammelt. Sie alle trinken Mate.

Das Materitual sieht so aus. Jemand bringt Mate, yerba, Bombilla und Thermos mit heissem Wasser (70-80 Grad) mit. Diese Person ist der/die Zubereiter des Mates. Er/Sie brueht die erste Runde auf, trinkt den Becher ganz aus, fuellt mit heissem Wasser nach, und gibt den Mate im Gegenuhrzeigersinn herum. Person A trinkt aus (beruehrt dabei aber nur den Becher, und auf keinen Fall die Bombilla!), und haendigt die Sache zurueck zum Matezubereiter, der wieder Wasser auffuellt, und den Becher an Person B weitergibt. Und so weiter. Erst wenn die Mischung fad ist, wird neues Kraut vom Zubereiter nachgegeben.

Das die Kurzform. Insbesondere hier in Uruguay wird Mate auf dem Niveau einer Kampfsportart betrieben. Der Mate ist omnipraesent. Ueberall wird Mate getrunken, und geht man nur schnell mal zum Markt, die Thermosflasche und der vorbereitete Matebecher sind stetige Begleiter. Keine Uebertreibung.

"¿Quieres mate?" ist nicht nur eine hoefliche Geste. Es ist die Einladung zum Beisammensein. So wurde ich beispielsweise spontan eingeladen in Montevideo im Hostal. Darauf folgte die Einladung zum Karneval (sehenswert, sehr politisch und witzig, so a la Schnitzelbaenke, nur mit mehr Gesang, mehr Musik, mehr Drive, weniger Kleidern und anderem Alkohol), dann Filmnacht im Hostal um 4 Uhr (ohne Mate, wieso eigentlich?), dann 2h schlafen, dann Gang zum Markt (mit Mate), dann Diskussion zur politischen Situation Argentiniens (mit Mate), dann Gruppenfoto (mit Mate), ...

Ich habe mich mit Bombilla, yerba, mate eingedeckt. Schweizer: Freut euch auf euren ersten Mate!

Mehr zum Mate gibt's hier.

4 Kommentare:

  1. Ah ja, Mate! Wir wurden auch eingeführt in die Mate-Tradition. Wir anständigen Schweizer haben natürlich gleich den Fehler gemacht, uns beim Erhalt eines Schüsselchens zu bedanken. Was dann für den Ausschenker heisst, dass wir danach bitte keinen Mate mehr möchten. Also: schweigen u geniessen. ;)

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  2. Ja, gell. Und dann ruehrt der Tourist gedankenverloren mit der Bombilla im Kraut herum, und die Einheimischen gehen fast die Waende auf. :-)

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  3. Hola Kusi! Ich bin immer noch am Nachlesen. Ich war Ende Januar etwas nachlässig mit Lesen...
    Während du Mate trinkst, ist es in der Schweiz wieder Winter geworden. Selbst bei uns unten schneit es heute Abend. Da wäre wohl der wärmende Tee auch keine schlechte Idee :-)

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  4. Ah, das freut dich ja bestimmt. Viel am Schifahren, also?
    Den Mate trinken wir dann halt im Mai. Macht nix, hier trinken sie ihn, auch wenn's 40 Grad heiss ist. Lieber Gruss, K

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