27.12.2010

Patagonische Fjorde





3 Tage per Faehre von Puerto Montt nach Puerto Natales. Patagonischer Sommer, das heisst viel Regen, viel Wind, und kurz hoher Seegang bei dem mehrstuendigen Teil der Passage, der nicht inmitten der Fjorde, sondern auf hoher See stattfand.

Eindruecklich dennoch. Von einem auf Grund gelaufenen Schiff ueber die Fjordlandschaften, hin zum unvergesslichen Gletscher Pio XI - der groesste Gletscher weltweit, der sich nicht an den Polen befindet, und insgesamt der drittgroesste wenn man die beiden groesseren Brueder in der Antarktis mitzaehlt.

Die Nacht auf hoher See war unvergesslich, kam es einem doch so vor, als ob man zuviel getrunken haette, und die Szenen von torkelnden Passagieren auf dem Schiff vergesse ich nie.

Gute Stimmung trotz fluessigem Sonnenschein, und spektakulaere Wendemanoever, enge Passagen, und zudem noch gutes Catering.

Delfine habe ich keine gesehen, Wale auch nicht, aber dafuer Pinguine.

Puerto Natales ist der Startpunkt fuer den Trek durch den Nationalpark Torres del Paine. Endlich wieder Boden unter den Fuessen, wobei ich heute haette schwoeren koennen, dass das Hostel genau so rollte und schwankte wie die tonnenschwere Faehre.

Some are more equal than others





Pablo Neruda (1904 - 1973), chilenischer Poet, Schriftsteller, Nobelpreistraeger und bekennender Kommunist, hatte es gerne gemuetlich und luxurioes. Sein Lieblingshaus steht an einem unvergleichlichen Ort an der Kueste in der Naehe von Valparaiso, Chile. Auf den Klippen gebaut, mit einem unvergesslichen Blick auf die Brandung des Pazifiks, ist es ein wahrhaftes Juwel. Nerudas Sammlerlust als Liebhaber der See und Seefahrt - Flaschenschiffe, Gallionsfiguren, Kompasse, Globen, Fernrohre, ... - machen das ohnehin einzigartige Haus noch persoenlicher, und wenngleich hier ein wenig Personenkult betrieben wird, gibt es wohl wenige, die nicht gleich sofort in das Haus einziehen moechten.

Aufmerksame Leser denken nun vielleicht, wie sich die Ansichten eines Kommunisten mit einem solchen Haus vertreten lassen. Nun, die Sowjetgroessen hatten ja auch ihre Datschas. Und als Poet koennte man zudem noch argumentieren, dass die Inspiration nur in besonderen Orten gelingen mag. Ich weiss nicht, wie Neruda das Haus gerechtfertigt haette. Er verstarb wenige Tage nach dem brutalen Putsch Pinochets 1973. Erst nach dem Ende der Diktatur konnte er, wie er dies gewuenscht hatte, am Meer begraben werden, und konnten die Chilenen ihren Landesdichter standesgemaess wuerdigen.

Am besten trifft es vielleicht Orwell, der in "Animal Farm" die Ungleichheiten unter den Tieren auf dem Bauernhof mit folgender Maxime beschreibt: “All animals are equal, But some animals are more equal than others.”

Aber wer will in einem Blog ueber Neruda das letzte Wort nicht dem Poeten ueberlassen? Hier die ersten Zeilen aus seinem unvergesslichen Liebesgedicht "Poema 20":

Puedo escribir los versos más tristes esta noche.

Escribir, por ejemplo: " La noche está estrellada,
y tiritan, azules, los astros, a lo lejos".

El viento de la noche gira en el cielo y canta.

Puedo escribir los versos más tristes esta noche.
Yo la quise, y a veces ella también me quiso.

En las noches como ésta la tuve entre mis brazos.
La besé tantas veces bajo el cielo infinito.

(...)

29.11.2010

Gauchos Argentinos







2 unbeschreibliche Tage in den Huegeln oberhalb von Salta, mit vielen Ausritten (davon Galopp!!!), viel Yerba Mate, viel und feines Asado (BBQ), viel Rotwein, gute Gesellschaft, Abends Lieder gesungen, die Estancia (Gehoeft) war bis vor 50 Jahren ein Nonnenkloster. Viva la vida gaucha!

25.11.2010

Auf den Spuren der Williners (Teil 2)


Immigration war einer der Motoren, die den Uebergang vom traditionellen zum modernen Argentinien vorantrieb. Ohne die Immigration, hauptsaechlich von Europa zwischen 1880 und 1914, kann das heutige Argentinien nicht verstanden werden. Keine andere Einwanderungswelle war so bedeutend wie die europaeische. Waehrend mehr als 70 Jahren beispielsweise war 60% der Bevoelkerung von Buenos Aires europaeischen Ursprungs. Die meisten davon waren junge Maenner, die die Armut und Perspektivlosigkeit nach Suedamerika getrieben hatte, und die neben Zielstrebigkeit und Traeumen etwas bedeutendes aus ihrer Heimat mitbrachten. Wissen aus Agrikultur, Viehzucht und Handwerk.

Einer davon war mein Vorfahre Josef Maria Williner aus dem Walliserdorf Graechen. Er verliess als junger Mann seine Heimat, um im fernen Argentinien sein Glueck zu versuchen. Mit harter Arbeit, Fleiss und Glueck gelang es ihm nach und nach, eine grosse Farm aufzubauen.

Mehr als 100 Jahre spaeter kann ich in den argentinischen Supermaerkten die Fruechte seiner Arbeit sehen. Kaese, Milch und andere Milchprodukte der Williner-Hausmarke Ilolay sind omnipraesent. Und ueberall steht, etwas versteckt zwar, der rote Williner Schriftzug. Zwar habe ich nichts dazu beigetragen, aber es erfuellt mich doch mit Stolz, meinen Familiennamen hier unten zu sehen. Etwas Heimat im fernen Argentinien.

Website Williner SA

19.11.2010

"Ha geng e chli Stoub uf dr Lunge" oder hinab in Dantes Inferno


Der Cerro Rico, der reiche Berg, der ueber Potosi thront, besiegelte zugleich den Reichtum der Conquistadores, und das Elend der Indigenen. Potosi, im Sueden Boliviens gelegen, wurde durch die Silbervorkommen begruendet. Im fruehen 17. Jahrhundert war Potosi eine der groessten Staedte der Welt. Die Legende sagte, dass mit den Silbervorkommen aus Potosi eine Bruecke von Potosi bis Spanien haette gebaut werden koennen. Den Preis bezahlten schaetzungsweise 8 Millionen Indigene, die in den Minen ihr Leben lassen mussten, weil sie unter unmenschlichen Bedingungen zu Fronarbeit gezwungen wurden.

Heute ist Potosi eine Sehenswuerdigkeit: Unesco Weltkulturerbe. Zudem koennen die Minen besuchte werden. Mit Helm, Hosen, Lampe, Jacke, Stiefel ausgeruestet wie ein Mineur, gings los. Hinab zu Dantes erstem Kreis der Hoelle. Balken biegen sich unter der Last des Berges, ab und zu schieben Mineure von Hand die 1 Tonne schweren Schubkarren (Grubenhunde) mit Silber angereichertem Gestein ans Freie. Der Duft von Dynamit liegt in der Luft. Wir kriechen, klettern, buecken uns, um durch das unterirdische Labyrinth zu gelangen. Die Mineure sehen erbaermlich aus, ihre Lebenserwartung ist tief, Alkohol, Koka und Zigaretten sind der taegliche Freund. Die Mineuere leben in der Gegenwart, erklaert uns unser Fuehrer, selber ehemaliger Mineur. Haben sie Geld, so verprassen sie es, geniessen den suessen Augenblick, der sie aus dem harten Alltag fuer eine Weile entfliehen laesst. Ein Mineur, den ich auf 50 Jahre schaetze, ist gleichalt wie ich. Wir schenken Dynamit, den man in Bolivien einfach so kaufen kann, Kokablaetter, Alkohol (96 Prozent). Die Mineure sind verschlossen, kauen Koka, trinken den Alkohol, und vergessen nicht, vor jedem Schluck Pachamama, der Erdmutter, und Tio (dem gehoernten Teufel) einen Tropfen zu schenken. Schliesslich haengt davon ihr Leben, und ihr Glueck ab.

16.11.2010

When in Rome, do as the Romans do

Es gibt Dinge, die ich beim Reisen erlebe, die es nicht in einen Blogartikel schaffen. Nicht etwa, weil sie nicht berichtenswert waeren - im Gegenteil - sondern weil sie nicht the big picture, sondern den Alltag im Kleinen zeigen. Zeit also, einige meiner wiederkehrenden alltaeglichen Erkenntnisse ueber das Leben in Suedamerika festzuhalten:
  • "Mami, i mues ga bisle": Weil man fuer die oeffentlichen Toiletten bezahlen muss, ist die Toilette (el baño) generell dort, wos grad gaebig geit. Insbesondere fuer Kinder. Man stelle sich vor: Bahnhofstrasse Zuerich, Samstagnachmittag. Der kleine Fritzli muss pinkeln. Mami kniet nieder, zieht dem Kleinen die Hosen herunter, und der pullert in den naechsten Abfluss. Vor all den Leuten. So gesehen mehrfach, z.B. in La Paz.
  • No television -> muchos bebes. Noch nie habe ich so viele Kleinkinder gesehen. So viele junge Muetter. Insbesondere in den laendlichen Gegenden, und besonders im Dschungel, sind 10-15 Kinder pro Familie keine Seltenheit. Ein Einheimischer meinte scherzhaft: "no television, muchos bebes."
  • "Nume istige, es het no fuer eis Platz": Wieivele Erwachsene passen in einen normalen PW? Offiziell sind es bekanntlich 4-5. Ach wo. Meistens sind es in den Gemeinschaftstaxis 9 (3 vorne, 4 auf dem Ruecksitz, und 2 im Kofferraum; nicht mitgezaehlt sind Kleinkinder).
  • Anschnallen?!? Wofuer soll das gut sein? Ueber das Sicherheitsverstaendnis: Sicherheitsgurte sind fuer die Suedamerikaner wohl einfach eine sinnlose Dekoration, den sich die Herren Honda und Toyota erlauben. Wozu soll das gut sein, fragt man sich hier unten. Helme tragen auf Motorfahrraedern? Haeh? Eigenlich passieren wenige Unfaelle. Wie die allerdings ausgehen, moechte ich nicht wissen. Man muss sich anpassen: Ich sass auch schon hinten auf dem Motorrad (in Flipflop, kurzen Hosen, T-shirt bei 50km/h auf einer unasphaltierten Landstrasse), und wir ueberfuhren in kaum 20' einen Hund und streiften ein Huhn. Oder dann die Lastwagen, die in den kurvenreichen Strassen im Strassengraben landen. Voruebergekippt. Immerhin hatten die Glueck, wenn sie auf die Bergseite kippften, und nicht ins Tobel hinunter. Kein Wunder eigentlich, fahren die Bus- und Lastwagenchauffeure hier doch regelmaessig 20h am Stueck (von einer halbstuendigen Essenspause abgesehen. Was gibt's wohl zu essen? siehe oben).
  • Alkohol, Freund der Suedamerikaner Nummer 1: Mehrere Frauen haben mir erzaehlt, wie ihr Mann dem Alkohol verfallen sei, und sie geschlagen wuerden. Selber habe ich erlebt, was ein erfolgreicher bolivianischer Abend ist: Fuer 7 Bolivianos (1 Franken) einen Liter reinen Alkohol kaufen, und den dann mit Wasser verduennen, und dann wird gebechert, bis die Flasche leer ist, und die Leber nicht mehr kann. Dazu droeht repetitive sauselnde bolivianische Musik aus den Lautsprechern.
  • Of men and women: Alle Frauen, mit denen ich bisher gesprochen habe, beklagen sich ueber die Maenner. Sie seien untreu und luegnerisch. "Mujerierios!" Und ganz dem Klischee des Machos entsprechend, halten sie nicht viel von Gleichberechtigung. Aber auch das aendert sich langsam. Die jungen Frauen werden unabhaengiger, und erkaempfen sich langsam aber ihr Territorium.
  • Papas Fritas und Chicken, the love that dare not speak its name: Kein Mahl, zu dem nicht fettige Pommes Frites (papas fritas) und Huhn serviert werden. Wenns dann noch Reis gibt, dann ist der meist so fad, dass man zuenftig nachsalzen muss. Kulinarisch kein Highlight. Von einigen traditionellen Speisen mal abgesehen. Was aber gar nicht geht, ist italienische Kueche. Auch die weiteste und nachsichtigste Definition von Pizza oder Spaghetti reicht nicht, um das zu beinhalten, was einem hier als Pizza oder Spaghetti serviert wird. Also besser gleich zum Chinesen gehen. Da ist es frisch, und man weiss was man kriegt: Huhn und Reis. Basta.
  • Die Lautstaerke von Musik/Filmen ist dann optimal, wenn die Boxen vor lauter Laerm scherbeln.
  • Fakes, wohin das Auge reicht: Wer hier einen CD oder DVD-Laden sucht, sucht vergeblich. Die koennten gar nicht im Geschaeft bleiben. Denn hier ist ALLES Raubkopie, das in kleien Marktstaenden angeboten wird. Der neuste Film aus Hollywood? Kein Problem. Fuer 1 Franken zu haben. Kleider machen hier keine Ausnahme.

15.11.2010

Auf den Spuren der Williners (Teil 1)


Ein entfernter Verwandter von mir, Erich Williner, lebt seit 44 Jahren in Bolivien, wo er als Priester taetig ist. Grund genug, um ihn besuchen zu gehen, und aus erster Hand zu erfahren, was er in diesen Jahren alles erreicht und erlebt hat. Erich Williner erinnerte mich sofort an meinen verstorbenen Grossvater: Das Lachen, der Walliser Dialekt, der Humor und seine kernige Art. "Blut ist ein ganz besonderer Saft", sagte Mephisto zu Goethes Faust. Stimmt. Ich sass meinem Verwandten zum ersten mal gegenueber, aber wir waren uns vertraut. Familie, eben. Es war ganz speziell, dies hier unten, im entfernten Bolivien, erleben zu duerfen.

Erich Williner hat in all diesen Jahren viel erlebt und aufgebaut: Ein Kollegium und Internat fuer die Kinder von Strafgefangenen, Wasserversorgung fuer die Aermsten der Armen im Dschungel, Spitaeler. Und auch in seinem fortgeschrittenen Alter denkt er nicht daran, aufzuhoeren. "Ma muess immer eppis schaffu", meinte er lapidar, als ich ihn darauf ansprach. Und er meinte das nicht mit gespielter falscher Bescheidenheit. Zur Zeit ist er daran, Werkstaetten fuer angehende Automechaniker, Schreiner, Coiffeusen, etc zu erbauen. Erich Williner ist ueberzeugt, dass die Ausbildung der beste Garant fuer eine stabile Zukunft ist. Ein Rundgang durch sein Lebenswerk zeigte mir, was Erich alles erbaut hat. Wohl nur er weiss ueber all die Rueckschlaege Bescheid. Und doch steht alles. Und alles sieht so professionell aus, als ob es in der Schweiz waere.

Wer Erich Williner unterstuetzen moechte, der kann dies hier tun:
PC-Konto 19-81-6
KONTO-Nummer: Z 0868.12.45 WKB Gampel
(E-Banking: Clearing-Nummer 765)
ONLY ONE WORLD
3925 Grächen
Mehr Informationen sind hier erhaeltlich: http://www.onlyoneworld.ch/projekt1.htm

Hier kommt das Geld wirklich zu denen, die es am noetigsten haben. Und wird nicht fuer teure traenendruesendrueckende Marketingkampagnen verwendet.

Zudem hatte ich die Gelegenheit, ein Spital im tiefsten Dschungel zu besichtigen, und dort ein paar Tage zu weilen. Ich sah die Bedingungen, unter denen die Menschen in Bambushuetten wohnen, die vielen Kinder, die schlechten hygienischen Verhaeltnisse. Der Arzt, mit dem ich auf Tour war, meinte "aqui, la vida no vale mucho" ("hier hat das Leben keinen grossen Wert"), denn kranke Kinder ueberlassen die meisten Eltern ihrem Schicksal. Es ist ja so einfach, ein neues Kind zu zeugen.

05.11.2010

El camino de la muerte (die Todesstrasse)





Wann hat man schon Gelegenheit, 3700 Hoehenmeter und 64 Kilometer auf einer beruehmt-beruechtigten und landschaftlich einzigartigen Strasse auf dem Mountainbike hinunterzusausen? Durch die subtropischen Yungas fuehrt die Todesstrasse auf unzaehligen Kurven, und teils seeehr nahe am Abgrund (bis zu 600m tief) entlang vom Pass "La Cumbre" unweit von La Paz nach "Coroico". Den Namen hat die Strasse, weil eine offizielle Statistik ergab, dass hier weltweit die meisten Menschen umkamen. Im Rekordjahr 1983 waren es alleine 320 Menschen. Zeuge davon sind unzaehlige Kreuze am Strassenrand. Inzwischen wird die Strasse allerdings weit weniger motorisiert befahren, ideal also fuer mutige Touris auf 2 Raedern. Dany und ich waren die einzigen Teilnehmer unserer Tour, und wir fuhren in einem zuegigen Tempo, da wir nirgends auf hoehenkranke Flachlandtouristen warten mussten. Die Vegetation ist sehr dicht, und die Berge und Taeler eindruecklich (wenngleich ich mich aus naheliegenden Gruenden vor allem auf die Strasse konzentriert habe). Ein einmaliges Erlebnis!

26.10.2010

Into the heart of Darkness? (10d)




Wie kann man 10 unbeschreibliche Tage beschreiben? Gar nicht. Man listet einfach einge Dinge auf, die zuvorderst im Gedaechtnis gespeichert sind:
  • Tags und Nachts auf Pirsch im Dschungel (Selva), Geraeusche aus einer anderen Welt, Tiere gesehen und gehoert (Jaguar (vor allem gehoert), 4 Arten von Affen, Aras, Tarantel, Froesche, Kroeten, Schweine, viiiiele Spinnen. Baeume so breit wie ein Lastwagen.
  • Mueckenstiche: viiiiiiele
  • Heilpflanzen gesehen, und probiert. Die gegen Durchfall hat super geholfen.
  • Dank fachkundiger Fuehrung meines Guides Alcides immer sicher gefuehlt, und viel gelernt (z.b. harmlos aussehende Kroete ist heimlifeiss, weil hochgiftig)
  • 5 Tage als Touri bei der Tacana-Gemeinschaft verbracht
  • 5 Tage bei einer bolivianischen Familie in der Selva verbracht: Viele Kinder, viel Laerm, wenig Duschen, 3x taeglich Reis und Fisch (frisch!), einmal sintflutartiger Regen,
  • viiiiiiel geschwitzt
  • viel im Fluss geschwommen
  • Ich bin Robinson: einmal per selbstgebautem Floss den Fluss hinunter

18.10.2010

Tour durch den Salar de Uyuni (3d)






Von San Pedro de Atacama (Chile) gings los auf die Tour durch den Sueden Boliviens zum weltgroessten Salzsee Salar de Uyuni. Nachdem die Grenzformalitaeten geklaert waren (Grenzposten im Niemandsland ohne Computer), standen einige Seen auf dem Programm. Auf einer Hoehe von 4000 und 4500 Metern liegen unter anderem die Seen Laguna Verde (Bild 1), Laguna Colorada (Bild 2). Eingebettet in eine Umgebung von erloschenen Vulkanen tummeln sich in diesen Seen, die ihre Farbe Bakterien verdanken, hunderte von Flamingos. Der Anblick insbesondere der Laguna Colorada gehoert zum schoensten, was ich je gesehen habe. Die Farbe ist wirklich so wie auf dem Bild ersichtlich. Weil der See sehr salzhaltig ist, hat es ausser Bakterien keine Lebenwesen im See. Wie diese Flamingos (Bild 3) auf dieser Hoehe und in dieser Kaelte (minus 10 Nachts die Regel) ueberleben koennen/wollen, ist erstaunlich. Es war so friedlich. Ab und zu Geschnatter der Flamingos, ab und zu hob einer ab und landete weiter weg, um die Futtersuche fortzusetzen. Anschliessend gings weiter zum Arbol de Piedra (Steinbaum, Bild 4) dann zum Vulkan Ollague (Bild 5, immer sichtbar mit der rauchigen Fumarole), und am letzten Tag zum Salzmeer Salar de Uyuni (Bild 6). Spektakulaer. Ueberreste eines Meeres. Salztiefe 1-7 Meter. Weiss, soweit das Auge reicht. Der Salar ist reich an Lithium. Die Tour endete schliesslich, nach 2 Uebernachtungen in fuer bolivianische Verhaeltnisse supertollen "Hotels" (davon eines in einem Hotel, das aus Salzquadern gebaut ist), in Uyuni. Heute abend per Nachtbus nach La Paz. Dann steht Dschungel auf dem Programm!

15.10.2010

Chile (Arica, Lauca, San Pedro de Atacama)




Chile hat mich freundlich begruesst. Nach ueber 2 Monaten in Peru und Bolivien, faellt an Chile deutlich auf, dass das Land reicher ist. Zudem sind hier viel weniger Indigene zu sehen. Chile fuehlt sich an wie Urlaub in Suedeuropa. Jedenfalls die erste Stadt, die Dorien (meine Reisepartnerin aus Belgien) und ich besichtigt haben: Arica (Bild 1). Ruhig, kein Hupkonzert, und Meerduft in der Luft. Und seit 5 Jahren war ich wieder mal im Meer am Baden!!! Als naechstes haben wir den Nationalpark Lauca besichtigt, der an der Grenze zu Bolivien situiert ist (Bild 2). Zwar war es etwas bedeckter als auf dem Bild, aber wir haben Lamas, Alpacas, Vicunas, Guanacos (gehoeren alle in dieselbe Familie) gesehen. Ein Alpaka hat mich als Begruessung gleich mal angespuckt, als ich mich mit einem Stueck Brot genaehert hatte. Aber das Brot nahm das wollige Ding dann doch gerne an. Auch zwei kreisende Kondore haben wir gesehen. Und Flamingos. Und Viscachas (hasenartig, nur mit einem Schwanz wie eine Katze). Die naechste Station war dann San Pedro de Atacama (Bild 4), wo wir neben dem kleinen Nest auch die Umgebung besichtigt haben. Unglaublich eindruecklich. Sieht aus wie auf dem Mars: Rotbraunes Gestein, Vulkane, Gesteinformationen aus einer anderen Welt (Bild 3). Unglaublich heiss. Und unglaublich trocken. Die Atacamawueste ist die trockenste der Welt. Stellenweise waechst hier nichts. Wirklich nichts. Nicht mal ein Kaktus. Heute schliesslich ein Ausflug zu den Geysiren unweit von San Pedro de Atacama. Sehr eindruecklich, wie das kochende Wasser direkt aus dem Boden kommt. Und der Schwefelgeruch ueberall. Man meinte (waere man nicht Atheist), dass der Beelzebub gleich um die Ecke wartet. Morgen geht es weiter, und zwar zurueck nach Bolivien, wo ich eine Tour durch den weltgroesste Salzsee mache.

08.10.2010

Huayna Potosi (6088) oder wo ist hier der Sauerstoff?

Der einfachste Sechstausender der Welt. So wird der Schneeberg Huayna Potosi (6088) in La Paz den Touristen verkauft. Waere doch schon was, mal auf einem Sechstausender zu stehen, und sich ein bisschen wie Reinhold Messner zu fuehlen. Gedacht, getan. Los gings mit einem Minibus bis ins Basislager auf ca 4600 Metern. Dort Material gefasst (Steigeisen, Eispickel, warme Hosen, Gaiters, Helm etc), dann zu Fuss ueber Geroell dem Gletscher nach ins Hochlager auf 5200 Metern. Dort fein gegessen (die besten Spaghettis in ganz Suedamerika), den Sonnenuntergang genossen, und am Folgetag um 2 Uhr nachts los. Geschlafen hatte ich gar nicht. Ich hatte auf dieser Hohe bereits das Gefuehl, nicht genuegend Luft zu bekommen. Die Vorfreude war dann aber so gross, dass es endlich losging, so dass ich die Muedigkeit gar nicht merkte. Mit mir unterwegs Dany und ein bolivianischer Bergfuehrer. Mit Steigeisen und Stirnlampe und angeseilt auf dem Gletscher im Zickzack hoch, links die flackernden Lichter der Grossstadt La Paz. Teilweise Kletterstellen wegen Gletscherspalten, immer wieder ein Rumoren des Gletschers unter meinen Fuessen. Ueber und um uns ein sternenuebersaeter Sternenhimmel, die Milchstrasse sichtbar wie noch selten zuvor. Ich dachte an diese Zeilen von Pablo Neruda, als wir langsam hochstiegen: "La noche está estrellada, y tiritan, azules, los astros, a lo lejos. El viento de la noche gira en el cielo y canta." Der Aufstieg war unermuedlich, es wurde immer anstrengender, nur die gefuerchteten Kopfschmerzen setzten nicht ein. Ich war guten Mutes. Auf ca 5600 wurde es dann ziemlich ploetzlich richtig anstrengend, ich musste mehrere Pausen beim Berfuehrer erbitten ("vamos, vamos", sagte er nur immer ein Liedchen pfeifend. Er hatte die Besteigung schon weit ueber hundert mal gemacht). Ok, die Erkaeltung, die mich immer noch plagte, und der nie endende Husten, machten den Aufstieg nicht einfacher. Ploetzlich war da diese unglaubliche Muedigkeit, und die vemehrten Kurzpausen brauchten nicht die erhoffte Erholung. Ich forcierte weiter, musste dann aber auf 5850 schliesslich eingestehen, dass ich unter der aktuellen Verfassung die Besteigung nicht schaffen konnte. Zudem waere nach dem Aufstieg am selben sofort auch noch der Abstieg ins Basislager zu bewaeltigen gewesen, was auch wieder einige Stunden in Anspruch naehme. Ich entschied mich schliesslich, auf die anderen beiden zu warten, und nicht mehr weiter hoch zu steigen. Die Entscheidung fiel mir erstaunlich leicht, denn ich war so muede, dass ich wirklich nicht mehr weiter konnte. So wurde ich nach einigen Minuten an der Kaelte (ca -5 Grad) mit einem spektakulaeren Sonnenaufgang belohnt, umgeben von wunderschoen geformten Eisstrukturen. Nach ca 2 Stunden waren Dany und der Bergfuehrer nach einer erfolgreichen Besteigung wieder bei mir, und wir nahmen den Abstieg in Angriff. Nun, bei Tageslicht, wurde erst richtig ersichtlich, wie steil der Aufstieg war, und wie exponiert manche Kletterstelle war. Total uebermuedet, aber dennoch gluecklich, kamen wir schliesslich im Basislager an. Ich weiss nicht, ob dies der einzige 6000-Versuch bleiben wird. Aber jedenfalls habe ich nun noch viel mehr Achtung vor all den Bergsteigern, die 8000 wie den Everest ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff besteigen. Chapeau!

03.10.2010

Isla del Sol (Lago Titicaca)

Isla del Sol ist eine Insel, die von Copacabana (der Namensgeber der brasilianischen Strandmeile) per Schiff erreicht werden kann. Anders als in Brasilien, tummeln sich hier weniger leichtbekleidete Strandschoenheiten, dafuer aber umso mehr Touristen. Der Ort waere vor 20 Jahren wohl noch sehenswert gewesen, heute nur noch Touristenabriss. Die Isla del Sol verursacht aenliche Gefuehle. Landschaftlich wunderschoen, Schneeberge am Horizont, der tiefblaue Titicacasee, aber dann muss wiederum fuer den Zutritt zu einem Dorf Eintritt bezahlt werden (!!!). Die Preise sind fuer bolivianische Verhaeltnisse hoch, viele Inselbewohner sind den Touristen gleichgueltig oder sogar ablehnend eingestellt. Schade. Dabei waere die Insel so schoen.

28.09.2010

La Paz


La Paz ist der Regierungssitz Boliviens (Hauptstadt: Sucre). Mit einer Höhe von 3200 bis 4100 m ist die Stadt der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Die Stadt ist chaotisch, wenngleich ruhiger als Lima, und das Wetter ist einfach nur der Hammer. Inmitten eines Talkessels gebaut, vergisst man schnell, dass man sich auf einer ordentlichen Hoehe befindet. Zwischen den Wolkenkratzern im Stadtinnern ist der Sechstausender Illimani sichtbar. Surrealer Anblick. Schnee unweit der Stadt, aber tagsueber ist es hier richtig sommerlich warm. Die Bolivianer sind herzlich. Und alles ist spottbillig. So kann man fuer weniger als 3 CHF in einem Nicht-Touristen-Restaurant essen. Armut ist auch sichtbar. Hier sieht man Bettler, die nachts vor den grossen Hotels die Abfaallsaecke durchwuehlen nach Essbaren. Barfuss. Und total dreckig. Und die Polizei und das Militaer ist omnipraesent. Viel mehr als in Peru. Am Markt kann man alles kaufen, von Handtuechern, Toilettenpapier, gefaelschten Elektonikwaren, falschen Goretexkleidern, ueber Metallrohre, Gummiteile, Fruchtsaefte, getrockneten Lamafoeten, Tierdaermen bis hin zu Toiletten. Morgen gehen wir die Ruinen in Tiwanaku besichtigen.

23.09.2010

Choquequirao Trek (8d 7n)


Soeben zurueck von dem haertesten Trek meines Lebens. Wieviele tausende von Hoehenmetern wir (Daniel, auch ein Schweizer) und ich erklommen haben, wieivele Kurven wir auf und ab gemeistert, und wieviele Vegetationszonen wir erwandert haben? Wir wissen es nicht. Es war einfach wunderschoen. Die ersten vier Tage mit (stoerrischen) Maultieren, die vom Maultiertreiber ununterbrochen mit "Sch-sch mula mula" angetrieben werde mussten, die kommenden vier Tage ohne Maultiere, weil die Preise fuer die felligen Gesellen im Bergdorf Yanama exorbitant waren. Also dachten wir: Was die koennen, das koennen wir auch. Gesagt, getan. 18kg geschultert. Unterwegs haben wir einen spektakulaeren Canyon durchwandert, die Ruinen der Inkastadt Choquequirao begangen, und weil die nur zu Fuss in einem harten Aufstieg erreicht werden koennen, hatte es kaum Touristen. Man kann die Ruinen beklettern, und kriegt ein richtiges Indiana Jones/Lara Croft Feeling. So, wie Machu Picchu vor 40 Jahren war. Choquequirao ist erst zu 30% ausgegraben, und war echt spektakulaer. Dann weiter, hinauf und hinab, jeden Tag mehrere Stunden, und ich kam echt an meine Grenzen. Die 4 Tage ohne Maultiere, insbesondere der Pass von ueber 4600 mit Vollpackung, waren unvergesslich schoen und unvergleichlich hart. Nach 7 Tage dann die erste Dusche in Aguas Calientes, am naechsten Morgen Machu Picchu abgehakt, dann zu Fuss (weil streikendes Bahnpersonal), den Schienen nach ueber Schotter nach Ollyantaytambo, wo wir in einem ueberfuellten Combi sardinengleich zuerst nach Vilcabamba, dann bis Cusco fuhren. Wir waren so kaputt, vom Schleppen, vom pausenlosen Gehen, vom Kochen, Zeltaufstellen, mit Kindern spielen, mit der Bevoelrkerung sprechen, von den Eindruecken und und und, so dass wir heute ganz ohne schlechtes Gewissen am Ausspannen sind. Morgen verlasse ich Peru, und nehme den Bus nach La Paz, Bolivien.

Colca Canyon (4d 3n)





Der Colca Canyon ist der weltweit zweittiefste Canyon. Atemberaubende Ausblicke in den Fluss Colca, der sich in Jahrtausenden dieses Flussbett geschaffen hat. Beeindruckend war auch die Trockenheit, die in den letzten Jahren zugenommen hat. Wir hatten aber auch eine sportliche Betaetigung, immerhin waren einige tausend Hoehenmeter zu erklimmen. Campiert haben wir in Doerfern, die von der Aussenwelt abgeschnitten sind, und teilweise keine Elektrizitaet haben. Fuer die Kinder waren wir immer eine Attraktion, und die Dinge die wir dabei hatten, insbesondere Zelt, Maetteli, Kocher, Sackmesser, eine Sensation. Ich habe mit Kindern Fangis, Versteckis und sogar Schaeri-Stei-Papier gespielt. Mit ihnen zusammen das Zelt aufgestellt, gekocht, und gelacht. Kinderlachen ist so schoen. Ein Prediger, der mir stolz erzaehlte, dass er schon 80 sei, und der auf der Suche nach seinem Esel war, erklaerte mir in epischer Breite die Vorteile des Evangeliums, und das Wesen der Dreifaltigkeit. Ich schwieg mich ueber meinen Nichtglauben aus. Mir sind die Natur und die Tiere Zeugnis genug, dass wir Menschen nur ein Teil der gesamten Welt sind. Mir reicht das Hier und Jetzt vollauf.

29.08.2010

Arequipa - die Stadt am Fusse des Vulkans








Arequipa ist eine wunderschoene Stadt im Sueden Perus. Obwohl die zweitgroesste Stadt Perus, ist Arequipa viel friedlicher und malerischer als Lima. Und die Sonne scheint hier 360 Tage im Jahr. Wirklich! Die Stadt liegt zu Fuesse des Vulkans El Misti (5850, siehe Bild 1), und verdankt ihren Charme den kolonialen Gebaueden, die aus dem fuer die Region typischen weissen vulkanischen Gestein erbaut sind. Zu sehen gibt es neben dem fantastischen Plaza de Armas (Bild 2) auch den Convento de Santa Catalina, ein Nonnenkloster, das eine Stadt innerhalb der Stadt darstellt (Bild 3). Ebenfalls beruehmt ist die Mumie eines adeligen Inka Maedchens (Bild 4), das vor 500 Jahren zur Besaenftigung der Goetter von den Inkas auf einem Vulkan den Goettern geopfert wurde. Eine archaeologische Sensation, aber wenn man es genau bedenkt, ein unmenschliches Ritual. Juanita, so wurde die Mumie genannt, verbringt seither ihr Dasein bei Temperaturen unter Null - ausser wenn sie, wie es sich fuer eine Beruehmtheit gehoert, um die Welt jettet von Museum zu Museum.













26.08.2010

Lima: Riesenstadt mit Riesenproblemen



Zwischen 1940 und 1990 verzehnfachte sich die Einwohnerzahl der peruanischen Hauptstadt. Heute hat Lima 7.6 Millionen Einwohner. Wenn man bedenkt, dass Peru gesamthaft nur 28 Millionen Einwohner hat, und das Land damit mehr als doppelt so gross ist als Frankreich, wird klar, dass eine Stadt wie Lima ihre Probleme hat. Das Wachstum fuehrte nicht nur zum schier unkontrollierten geografischen Wachstum der Stadt - sichtbar in den pueblos jovenes, den Slums am Rande der Stadt - sondern auch zum massiven Anstieg des Verkehrs. Die Strassen Limas stammen groesstenteils aus der vormotorisierten Zeit, und Verkehrschaos ist vorprogrammiert. Es vergehet kaum eine Sekunde in der Stadt ohne Gehupe. Ampeln sind rar, und so versucht jeder Verkehrsteilnehmer, sich seinen Weg durch die Blechkolonne zu bahnen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Verkehrspolizisten und -polizistinnen sind omnipraesent, und die grossen Kreisel in der Innenstadt (teilweise 7-spurig!!!) werden von ihnen mit Trillerpfeife und boesem Blick einigermassen in Schach gehalten. Dazwischen versuchen Strassenhaendler, Schokoladen, Handtuecher, Kinderbuecher etc den wartenden Autos zu verkaufen. Auch Kinder sind dabei. Dies zeigt ein weiteres Problem auf: Kinderarbeit. Obwohl vom Staat verboten, ist die Kinderarbeit alles andere als ausgemerzt. Ein weiteres Problem ist die Kriminalitaet. Besonders beliebt - obwohl ich die Haeufigkeit nicht kenne - ist der Raub mittels fikitvem Taxi. Einsteigen, bitte, Sachen abliefern, aussteigen bitte. Hier gibt es unzaehlige Taxis. Besonders nachts ist Vorsicht geboten. Aber in den touristischen Distrikten ist die Polizei sehr praesent (ich habe in meinem Leben kumuliert noch nie so viele Polizisten gesehen wie in den 3 Wochen Peru).

19.08.2010

Santa Cruz Trek (4d 3n)


Mit einem Englaender zusammen habe ich soeben einen fantastischen Trek durch die Cordillera Blanca gemacht. Wir fuhren zuerst mit einem Colectivo (Minibus japanischer Bauart, bei dem die Regel gilt: Es hat immer noch 2 Plaetze frei. Nur einsteigen! :-) ) nach Yungay, dann mit einem anderen Colectivo ueber einen 4700 Meter hohen Pass nach Vaqueria (3900). Dort begann unser Trek, der schliesslich 4 Tage und 3 Naechte dauern sollte. In der ersten Nacht regnete es, der Regen wurde durch die Minustemperaturen schliesslich zu Rauhreif. Der zweite Tag dauerte geschlagene 8 Stunden. Dies einerseits, weil wir beide all unser Material dabei hatten (Zelt, Maetteli, Kocher, Schlafsack, Essen, Trinken etc, insgesamt 15kg je), und zweitens der Hoehepunkt des Treks - der 4750 Meter hohe Pass Punta Union - zu ueberqueren war. Total, und ich meine wirklich total, kaputt erreichten wir den Zeltplatz. Gerade noch reichte das Tageslicht, um Zelte aufzustellen, und das Nachtessen, 1kg altbewaehrte 2-minute Noodles , zuzubereiten. Die zweite Nacht, diesmal auf 4200 Metern ueber Meer, verbrachte ich, wenngleich uebermuede, unruhig. Am Morgen schliesslich war das Wasser in der Flasche gefroren. Minustemperaturen also. Der Daunenschlafsack hielt mich aber so warm, dass ich ihn nicht einmal geschlossen hatte. Ich sage nur: Danke Gaense! Der zweite Tag fuehrte uns ins Valle Santa Cruz und nach einem kurzen Abstecher ins Basislager des Alpamayo durch wuestenartig trockene Landschaft und an tiefblauen Seen vorbei zum Zeltplatz. Mein englischer Kollege war schliesslich so schlecht zwaeg, dass ich ihm trotz Rucksacktragen (Erinnerungen ans Militaer kamen auf) auf der Strecke am Abend einen Abtransport mit einem 1PS-Gefaehrt (Pferd) organisieren musste. So verbrachte ich die dritte Nacht alleine. Der Sternenhimmel war klar und trotz Halbmond waren die Sterne so klar und hell, dass ich einige Minuten der Kaelte und dem Ruf des Schlafsackes trotzen konnte. Noch immer suche in das Kreuz des Suedens. Der vierte und letzte Tag fuehrte das Tal hinunter ueber Stock und Stein, oftmals unterbrochen von Esel und Pferdekarawanen, die Unmengen von Waren hinauftransportierten. In Cachapampa angekommen erneut ein Colectivo, diesmal ein normales Taxi (vorne 3, hinten 4, im Laderaum neben Unmengen von Waren nochmals ein Gast). Bevor wir starten konnten, explodierte allerdings noch ein Reifen und Pneu, aber der Fahrer wechselte diesen fachgerecht und schnell. Genaueres Hinblicken offenbarte, dass der alte Pneu schon so durchgefahren war, dass die Karkasse sichtbar war. Ein Abstecher in ein Dorf ("un ratito", also: nur kurz), um Wahlpropaganda zu verteilen (im Oktober sind Lokalwahlen, und alle Hauswaende mit den Slogans der Kandidaten bemalt (Schlagwoerter sind "contra la corrupcion" oder "cambio para todos"), und mit der Dorfbevoelkerung zu sprechen, und schon gings unserem Ziel zu: Caraz. Dort nochmals auf ein anderes Colectivo umsteigen, und endlich in Huaraz eine lang ersehnte Dusche nehmen. Ich erinnere mich an eine alte Trekkerweisheit: Je brauner das Wasser nach dem Trek, desto besser war der Trek. Stimmt!

14.08.2010

Wozu in die Ferne schweifen?


"Wozu in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah!" schrieb Goethe. Ich folge heute seinem Rat, und wer wuerde das nicht an meiner Stelle? Bei einer solchen Aussicht von der Terrasse meines Hotels aus? Der abgebildete Berg heisst Ranrapalca (6162), und ist nur einer von 17 Schneebergen (!), die von hier aus sichtbar sind. Die Namen sind durchwegs schwierig zu merken, und wohl auch auszusprechen. Sie kommen mehrheitlich aus der heutigen Form der indigenen Sprache der Inkas, dem Quetschua. So kann ich beim Zmorge in aller Ruhe die Aussicht geniessen, ohne mit zitternden Haenden in einem Biwack in einer schneebedeckten Wand mir den A... abzufrieren. Mit dieser Aussicht begnuege ich mich also heute, und mache rein gar nix. Etwa so wie die Touris in Grindelwald, die mit dem Feldstecher die Haenge des Eigers zumindest im Geiste besteigen. So geht das.